Mehr Wertschätzung für Ärzte und ihre Leistungen, bitte!

Immer mehr Ärzte fühlen sich und ihre Leistungen von Politik, Kassen und Spitalshaltern nicht ausreichend respektiert und wünschen sich mehr Wertschätzung.

Ich habe den Eindruck, dass sich bei immer mehr Kolleginnen und Kollegen ein Gefühl des Unbehagens ausbreitet, und ich beobachte zunehmend, dass sich das zu einem Trend auszuwachsen beginnt. Viele fühlen sich von Gesundheitspolitik, Kassen und Spitalshaltern gegängelt und gemaßregelt. Sie fühlen sich in ihrem beruflichen Handeln nicht ausreichend respektiert. Oft fallen Begriffe wie „Kränkung“ und „Demütigung“. Auf den Punkt gebracht: Sie wünschen sich mehr Wertschätzung.

Der verbreitete Mangel an Wertschätzung ist wohl ein Wesenselement unserer modernen Leistungsgesellschaft. Eine Ursache davon ist die sich verschärfende Tendenz, Menschen als „Humanressource“ und somit vorwiegend als Kostenfaktor zu sehen. Und die Absicht, ihre Leistungen möglichst billig zu bekommen und ihr Handeln bestmöglich zu optimieren, reglementieren und kontrollieren. Das gilt auch für unser Gesundheitssystem, und natürlich blieben auch wir Ärztinnen und Ärzte vom Trend der rückläufigen Wertschätzung nicht verschont.

Kluft zwischen Bürgern und der Politik

Allerdings zeigt sich hier auch einmal mehr die enorme Kluft zwischen den Bürgern, die ihre Ärzte wertschätzen, und ihren politischen Repräsentanten. Der Befund der abnehmenden Wertschätzung gilt definitiv nicht für die generelle Haltung von Patienten und Bürgern uns Ärzten gegenüber: Seit vielen Jahrzehnten landet die Ärzteschaft in Berufsimage-Rankings auf Platz eins. Und aktuelle österreichische Umfragen zeigen, dass 95 bzw. 96 Prozent der Menschen mit ihren Ärzten zufrieden sind. Ein Ergebnis, das ermutigt.

In markantem Gegensatz dazu steht freilich die Art und Weise, mit der manche Repräsentanten der Gesundheitspolitik und der Krankenkassen uns Ärztinnen und Ärzten begegnen. Da bespitzelt man uns mit Hilfe staatlich legitimierter Herumschnüffler, der „Mystery Shopper“, als wären wir alle potenzielle Betrüger. Eine Ungeheuerlichkeit, gegen die wir massiv auftreten werden.

Da glaubt man tatsächlich, in der gesundheitspolitischen Planung auf unsere Expertise verzichten zu können, und verweigert uns nach Möglichkeit die Mitsprache und Mitentscheidung. Und zuletzt greift die Regierung sogar zum Instrument eines geplanten PHC-Gesetztes, dem es nicht um eine bessere Versorgung geht, sondern das im Kern nur ein klar erkennbares Ziel verfolgt: die Ärzteschaft zu schwächen, den Gesamtvertrag auszuhöhlen, und die Ärztekammer möglichst zu umgehen.

Schwächung der Ärzte ist erkennbares Ziel

Absichten und Motive sind hier eindeutig: Ärzte mit ihrer im Gesundheitswesen einzigartigen Expertise schrecken nun einmal nicht davor zurück, vor Fehlentwicklungen im Versorgungssystem zu warnen. Und so gut wie immer geben uns die Entwicklungen letztlich Recht – Stichwörter sind hier die „Gesundheitsreform“ mit ihrem „Kostendämpfungspfad“, die unausgereifte ELGA, die PHC-Zentren nach den Vorstellungen des Gesundheitsministeriums, die drohende Ärzteknappheit, zu wenig Ärzte mit Kassenvertrag, Deckelungen und Degressionen, etc.

Bremsen kann Unheil abwenden

Jawohl, manchmal sind wir „Bremser“. Aber rechtzeitiges Bremsen kann, wie man weiß, Unheil abwenden und Leben retten – sowohl beim Autofahren als auch in der Gesundheitspolitik.

Im Gegenzug bedient sich die Politik immer häufiger der Ratschläge von nicht-ärztlichen „Gesundheitsexperten“, die natürlich sehr gerne die gewünschte „Evidenzbasierung“ für die Absichten der Politik zur Verfügung stellen. Klar, dass es dabei oft voll gegen uns Ärztinnen und Ärzte geht. Zum Beispiel bekommt man dann zu hören, dass der niedergelassene Arzt ein „Auslaufmodell“ sei und die Organisation von Ärzten in Zentren ein echter Versorgungs-Hit, der so gut wie alle Probleme löst.

Da hilft auch der enorme Zuspruch nichts, dessen sich ärztliche Leistungen bei Patienten und Bürgern erfreuen. Denn primär geht es ja darum, die Ärzte nach den Vorstellungen der „Gesundheitsreformer“ zu disziplinieren, zu kontrollieren und zu reglementieren – wenn nicht überhaupt durch andere Gesundheitsberufe zu ersetzen.

Höchste Zeit für ein Umdenken

Es überrascht also nicht, dass viele Kolleginnen und Kollegen sich unbehaglich und frustriert fühlen. Deshalb bitte wieder mehr Respekt und Wertschätzung seitens der Politik, der Kassen und der Spitalshalter für die Leistungen, die Ärzte jeden Tag erbringen. Sonst wird es noch schwieriger als bisher, ärztlichen Nachwuchs zu finden.