Wiens Allgemeinmediziner schlagen Alarm: Hausbesuche sind in Gefahr

Die Ärztekammer erreichen immer häufiger Klagen von niedergelassenen Allgemeinmedizinern, dass es angesichts ihrer zeitlichen Überbelastung immer schwieriger wird, Hausbesuche zu absolvieren. Dabei gehören Hausbesuche bei kranken Patienten zu den ureigensten Agenden der niedergelassenen Allgemeinmediziner.

Derzeit absolvieren Allgemeinmediziner in Wien jedes Jahr mehr als eine halbe Million Visiten im häuslichen Bereich oder in Heimen. Dieser maßgebliche Beitrag zur Gesundheitsversorgung ist bereits in den vergangenen Jahren angesichts der zunehmenden und zeitraubenden bürokratischen Belastungen in den Ordinationen immer schwieriger zu bewältigen gewesen.

Durch die krisenhaften Entwicklungen im Zuge der Umsetzung des Ärztearbeitszeitgesetzes in den Spitäler werden allerdings die stationären und ambulanten Leistungen immer mehr zurückgefahren, wodurch viele Patienten in den niedergelassenen Bereich ausweichen. Diese zusätzliche Welle von Patienten macht es für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte schlechterdings unmöglich, gleichzeitig auch noch Hausbesuche wie bisher durchzuführen.

Das liegt keineswegs am „Nicht-Wollen“, sondern schlicht am „Nicht-Mehr-Können“. Schon derzeit arbeiteten niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, vielfach wesentlich mehr, als an Stunden in ihren Kassenverträgen vorgesehen ist.

Zuletzt berichteten zum Beispiel Kolleginnen und Kollegen aus dem AKH von einer notgedrungenen Reduktion ihres Leistungsumfangs. Besonders betroffen von den Folgen der Arbeitszeitverkürzung sind die Ambulanzen, was in der Folge zu einem regelrechten zusätzlichen Ansturm auf die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte führt.

Würden die Spitalsambulanzen ihren Leistungsumfang um nur 20 Prozent reduzieren, bedeutet das einen regelrechten Kollaps im niedergelassenen Bereich. Das ist praktisch nicht mehr zu bewältigen und geht unvermeidlich auch auf Kosten der persönlichen Patientenbetreuung.

Wir brauchen daher dringend die von der Ärztekammer geforderten Akutmaßnahmen gegen die sich abzeichnende Versorgungskrise im niedergelassenen Bereich: Wir brauchen in Wien dringend 300 zusätzliche Ärztinnen und Ärzte mit Kassenvertrag. Außerdem gehören die zeitaufwendige und unsinnige Chefarztpflicht beziehungsweise das elektronische Arzneimittelbewilligungssystem abgeschafft, der bürokratische Aufwand und die Zettelflut in den Ordinationen deutlich reduziert sowie die Deckelung von Leistungen durch die Krankenkassen ausgesetzt. Letztere produziert lediglich sinnlose Leistungsengpässe.