KAV-Generaldirektor Prof. Janßen ist reif für den Rücktritt

Mit der offensichtlich politisch motivierten Nichtverlängerung des Vertrages von Dr. Gernot Rainer, Lungenfacharzt im Otto-Wagner-Spital und Gründer und Obmann der Ärztegewerkschaft „Asklepios“, ist KAV-Generaldirektor Professor Udo Janßen meiner Meinung nach Rücktritts-reif.

Der Beschluss der Kommissionsmitglieder, es bestehe „von Seiten des KAV kein Interesse an einer Übernahme des Mitarbeiters in ein unbefristetes Dienstverhältnis mit der Stadt Wien“, wird Medienberichten zufolge u.a. damit begründet, dass Dr. Rainers „Identifikation mit den Gesamtinteressen der Stadt Wien“ eine „ausdrücklich negative Beurteilung“ erhalten habe. Was sind eigentlich genau die „Gesamtinteressen der Stadt Wien“, wie können diese einigermaßen verbindlich definiert werden und wie genau kommt zum Ausdruck, dass man sich mit ihnen identifiziert oder eben nicht? Ist konstruktive Kritik bereits ein Verstoß gegen solche herbeifantasierten „Gesamtinteressen“? Dieses Wischi-Waschi-Kriterium bedeutet de facto eine Blankovollmacht für das Loswerden kritischer Mitarbeiter wie Dr. Rainer, die es dann auch noch wagen, eine Ärzte-Gewerkschaft zu gründen und sogar offene Kritik an Personal-und Leistungsreduktionen üben – offenbar aus KAV-Sicht Insubordination pur.

Da nützt es auch nichts, dass Dr. Rainers Vorgesetzte ihm ein ausgezeichnetes Dienstzeugnis ausgestellt hatten. Und viele Spitäler in Zeiten eines sich verschärfenden Ärztemangels eigentlich froh über jeden guten Mitarbeiter sein sollten.

Aber möglicherweise identifiziert sich KAV-Generaldirektor Professor Janßen nicht mit dem hier unterstellten Gesamtinteresse der Wiener Bevölkerung, von ausreichend vielen und möglichst guten Ärzten bestmöglich behandelt zu werden. Sondern mit seinem eigenen Partikularinteresse, den KAV frei von kritischen Stimmen zu halten. Unabhängig davon, wie stimmig die Kritik auch sein mag.

Das Fass ist schon lange voll

Wir erinnern uns im Zusammenhang mit Prof. Janßen aber auch an das dürftige Management der Umsetzung des Ärztearbeitszeitgesetzes im KAV, das sowohl Patienten als auch niedergelassene Ärzte vor zunehmend größer werdende Probleme stellt: Spitalsambulanzen fahren ihre Leistungen zurück, und die Patienten, die deshalb dort nicht mehr behandelt werden können, weichen zu den niedergelassenen Ärzten aus. Die aber infolge der Austrocknungsstrategie von Gesundheitspolitik und Krankenkassen oft kaum in der Lage sind, all diese Patienten zu behandeln.

In Erinnerung ist auch Prof. Janßens kürzlich gewählte Strategie, um von den horriblen Wartezeiten in der Kinderambulanz des Donauspitals abzulenken: Nur sieben von 10 Kinderärzten, meinte er damals gegenüber den Medien, hätten damals am Freitag in Wien Favoriten ordiniert, „der Rest der Ärzte war vielleicht auf Skiurlaub.“ Lauter kann ein letztverantwortlicher Spitalsmanager, der mit einem massiven Missstand in seinem Einflussbereich konfrontiert wird, nicht „haltet den Dieb“ schreien – statt dafür zu sorgen, dass in den KAV-Häusern ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen.

Und auch die mehr als schiefe Optik im Zusammenhang mit zwei günstigen Wohnungen, die eigentlich für sozial schwache Schwesternschülerinnen gedacht waren, sollte nicht vergessen werden.

Die Nicht-Verlängerung eines ausgezeichnet bewerteten, doch kritischen Mediziners brachte ein Fass zum Überlaufen, das schon seit längerem ziemlich voll war. Jetzt ist der Rücktritt des KAV-Generaldirektor zu fordern.