Prognosen der ÖGK sind nicht mehr ernst zu nehmen

Sich um fast eine Milliarde Euro zu verschätzen, das ist der Gipfel des Blindfluges in der Finanzgebarung der Krankenkassen.

Auch im ersten Jahr als ÖGK haben die Krankenkassen nahtlos an die bisherige GKK-Tradition angeknüpft, sich bei der Finanzgebarung im Laufe des Jahres ordentlich zu verschätzen, teilweise um hunderte Millionen Euro. In diesem Jahr hat man allerdings diesbezüglich die eigenen Negativrekorde überboten. Um eine Milliarde daneben zu liegen, das muss man erst einmal zusammenbringen. In der Privatwirtschaft könnte man so wohl nicht arbeiten.

Mit den Zahlen des Vorjahres hat die ÖGK unterstrichen, was auch öffentlich längst gängige Wahrnehmung ist: Die Vorausschauen haben mit dem tatsächlichen Ergebnis nur wenig zu tun. Schätzungen dienen mitunter offenbar sogar parteipolitischer Panikmache, das wird öffentlich vom Dachverband sogar bestätigt. Wir und auch die anderen Systempartner sollten daran denken, wenn die Krankenkassen künftig wieder den Defizit-Teufel an die Wand malen.

Mich verwundern die positiven Reaktionen auf das letztendlich doch beinahe ausgeglichene Ergebnis der ÖGK: Es beruht zu einem großen Teil darauf, dass Menschen ihre Arzttermine, darunter wesentliche Vorsorgetermine, nicht wahrgenommen haben. Das sollte aber weder das Ziel einer Krankenkasse sein, noch ein Grund zur Freude.

Seitens der Ärztekammern ist vor allem nach dem ersten Lockdown immer wieder betont worden, dass die Ordinationen sicher seien und alle Menschen ruhigen Gewissens ihre Vorsorge- und Kontrolltermine wahrnehmen können. Hier hätte auch die ÖGK mehr appellieren müssen, anstatt auf die Kosten zu schauen. Ich rufe erneut alle Bürgerinnen und Bürger auf: Nehmen Sie Ihre Arzttermine unbedingt wahr! Nur so können gesundheitliche Kollateralschäden durch diese Pandemie vermieden werden.

Die Bundeskurie niedergelassene Ärzte arbeitet mit laufend aktualisierten Empfehlungen und Sicherheitsmaßnahmen ständig daran, dass die Ordinationen sichere Orte sind und bleiben. Auch ältere Personen brauchen keine Bedenken haben, einen Termin bei ihren Ärztinnen und Ärzten zu vereinbaren.