Honoraranpassungen im Mutter-Kind-Pass längst überfällig

Statt neue Projektideen zu wälzen, wie zum Beispiel von der Österreichischen Gesundheitskasse betriebene Primärversorgungszentren aufzubauen, sollte der ÖGK-Obmann Andreas Huss lieber bereits vereinbarte Verträge für attraktivere Kassenverträge unterschreiben. Er ist nicht erst seit gestern ÖGK-Obmann und hätte auch schon als Obmann der Salzburger GKK längst Mängel beheben können. Leider liegt aber vieles brach und Vorschläge, die zwischen den Länderärztekammern und den Landesstellen vereinbart wurden, werden nicht von der ÖGK unterschrieben.

Keine Valorisierung seit 27 Jahren

Eine Baustelle ist beispielsweise die Honorarpolitik bei Fachärzten für Kinder- und Jugendheilkunde sowie bei den Gynäkologen die Mutter-Kind-Pass-Untersuchung. Erst jüngst forderte die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) eine Erhöhung. Seit 1994 sind die Honorare bei Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen nicht erhöht worden, kritisieren die Kinderärzte in einem Brief an Familienministerin Susanne Raab. Die „überfällige Anpassung“ der Mutter-Kind-Pass-Honorare wäre ein „sehr wesentlicher Schritt“ zur Bekämpfung des Versorgungsdefizits.

Die Kinderärzte seien bislang immer mit der Argumentation vertröstet worden, dass der Mutter-Kind-Pass zunächst inhaltlich überarbeitet werden müsse, bevor er valorisiert werde. Nach 27 Jahren ist allerdings ein Punkt erreicht, an dem ein weiteres Zuwarten nur mehr schädlich sei, betont die ÖGKJ.

Dem schließt sich die Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte an: Es ist skandalös, dass die Krankenkasse – aber auch das Familienministerium – es bald 30 Jahre lang nicht geschafft hat, die Honorare für diese Untersuchungen sowohl bei Kinderärzten als auch bei Gynäkologen endlich zu valorisieren. Dann darf man sich nicht wundern, dass immer mehr Kassenstellen unbesetzt bleiben.

Honorare erhöhen, nicht andere reduzieren

Ein weiterer Vorschlag von Huss lässt bei der Bundeskurie niedergelassene Ärzte die Alarmglocken schrillen: Als Lösung für die niedrigen Honorierungen bei Allgemeinmedizinern und Kinderärzten sprach Huss im Ö1-Morgenjournal über einen „internen Austausch“ der Honorare, man müsse hochverdienenden Ärzten „etwas reduzieren“ und den Allgemeinmedizinern, Kinderärzten und Psychiatern mehr geben. So eine „Umverteilung“ wäre der perfekte Weg, um den Ärztemangel auf zusätzliche Fächer auszuweiten.