Die seltsame Mathematik von ÖGK-Chef Wurzer

Hallo Herr Generaldirektor, schon einmal etwas über den Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn gehört? Dass bei ÖGK-Chef Wurzer hier noch etwas Nachhilfe sinnvoll sein könnte, legt sein Auftritt im ORF nahe, bei dem er eine erstaunlich irrlichternde „Berechnung“ zu den angeblichen Einkünften von Kinderärzten und -ärztinnen anstellte. Er bezifferte die durchschnittlich abgerechnete Summe eines Wiener Kinderarztes mit 380.000 Euro im Jahr und schloss daraus inklusive der anderen Versicherungsträger und einer großzügigen Aufrundung auf einen Jahresumsatz um die 500.000 Euro, was der Beweis dafür sein soll, dass die Kinderarzt-Honorare eh nicht zu niedrig sind.

Eine erstaunliche Spekulation: Von Jahr zu Jahr werden in der kassenärztlichen Versorgung im Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde die Lücken immer größer. Da wird die Honorierung sicherlich nicht so attraktiv sein, wie es der ÖGK-Generaldirektor glauben machen möchte. Mit seinen Aussagen schlägt Wurzer nicht nur den Kinderärztinnen und -ärzten ins Gesicht, sondern auch allen, die sich um die Versorgung ihrer Kinder sorgen.

Zum Beispiel gibt es heute in Wien mit 71 Kassen-Kinderärztinnen und -ärzten um 20 weniger als vor 10 Jahren – bei einem Bevölkerungs-Plus von etwa 200.000. Für Eltern und Erziehungsberechtigte wird es immer schwieriger, Kinderärztinnen und -ärzte mit Kassenvertrag zu finden.

Besonders bei Kindern ist eine gesprächs- und damit zeitintensivere Betreuung notwendig. Aber diese wird von der Kasse nicht abgegolten, wie auch generell die Honorare für Kinderärztinnen und -ärzte gegenüber anderen Fächern nachhinken. Die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen etwa wurden seit 28 Jahren nicht einmal an die Geldentwertung angepasst.

Zum Problem der nicht zeitgemäßen Honorierung kommt dazu, dass gerade bei Kinderärztinnen und -ärzten viele in den nächsten Jahren in Pension gehen und diese Stellen schwer oder gar nicht nachbesetzt werden können. Die Ärztekammer hat dazu das Konzept entwickelt, das PVE-Modell auch auf die Kinderheilkunde auszuweiten. Das würde die Hemmschwelle senken, eine Kassenordination zu gründen, weil sich das Risiko und die Belastung dann auf mehrere Personen verteilen. Ich erinnere hiermit Generaldirektor Wurzer daran, dass er öffentlich angekündigt hat, das zu fördern.