Drohender Versorgungsnotstand durch Überalterung und ausbleibenden Nachwuchs in der Ärzteschaft – gefordert ist hier die Politik!

Die „Kronenzeitung“ hat sich heute dankenswerter Weise auf ihrer Titelseite des brisanten Themas eines sich ankündigen medizinischen Versorgungsnotstands angenommen: „Aufgrund von Überalterung und fehlendem Nachwuchs droht Österreich in den nächsten Jahren ein Ärztemangel“, schreibt die „Krone“.

Wie stichhaltig dieser Befund ist, mögen einige Zahlen illustrieren:

  • Von den 6.524 in Österreich niedergelassenen Allgemeinmedizinern sind heute nur 226 jünger als 35 Jahre, in Wien nur 19.
  • Von den 10.885 in Österreich niedergelassenen Fachärzten sind nur 79 jünger als 35 Jahre, in Wien nur 28.

Die Prognose, die sich daraus ergibt, ist zweifellos dramatisch.

Es ist nicht lange her, da war es für viele Junge ein ausgesprochen erstrebenswertes Berufsziel, Ärztin oder Arzt zu werden. Angesichts der immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen für Niedergelassene hat dieser Beruf jedoch enorm an Attraktivität verloren. Selbst viele Absolventen eines Medizinstudiums entscheiden sich für nicht versorgungswirksame Tätigkeiten oder gehen ins Ausland.

Wenn zur Steigerung der Zahl versorgungswirksam tätiger Ärzte nichts passiert, geraten wir allerdings in einen Versorgungsnotstand, der sich kurzfristig nicht beheben lässt.

Besonders gefordert ist hier die österreichische Politik, die durch geeignete Maßnahmen dazu beizutragen hat, dass der Beruf des niedergelassenen Arztes für junge Leute wieder attraktiver wird. Geeignete Rahmenbedingungen müssen auch Veränderungen in der Mentalität und bei den heutigen Vorstellungen von einer erfüllenden beruflichen Tätigkeit Rechnung tragen.

Um die Tätigkeit des niedergelassenen Arztes attraktiver zu machen, bedarf es einer Vielfalt von Organisationsmodellen und Versorgungsformen. Diese Vielfalt muss beibehalten und weiter ausgebaut werden. Das bedeutet Vernetzung und Verbesserung von Zusammenarbeitsformen, von der Stärkung und Weiterentwicklung von Einzelordinationen in Netzwerken bis hin zu zeitgemäßen Kooperationsformen.

Benötigt werden flexible Formen der ärztlichen Zusammenarbeit wie die Anstellung von Ärzten bei Ärzten, Gruppenpraxen, Teamarbeit in Hausarzt-Praxen, Praxis-Netzwerke, Timesharing-Praxen und geeignete Formen der Vertretung ebenso wie adäquate Bereitschaftsdienst-Modelle. Es bedarf natürlich auch eines leistungsgerechten Honorarsystems. Dazu gehört eine Anpassung der Leistungskataloge an den aktuellen Stand und an die Erfordernisse der Medizin, ebenso wie die Aufhebung von Limitierungen und Degressionen, also die Schlechterhonorierung ärztlicher Leistungen nach dem Erreichen einer bestimmten Leistungsmenge. Nicht zuletzt sollte ein Abbau von Bürokratie, Dokumentation, Bewilligungen und Administration, die Patienten keine Vorteile bringen, den Arztberuf attraktiver machen.

Um es zum Abschluss noch einmal zu betonen: Bei diesem sich anbahnenden Versorgungsproblem darf die Politik nicht herum zaudern, es ist bereits Alarmstufe Rot!