Umfrageergebnisse zur primären Gesundheitsversorgung bestätigen Ärzte-Kritik an geplantem PHC-Gesetz

Angesichts des von der Gesundheitsministerin geplanten Gesetzes zum Thema Primärversorgungs- bzw. PHC-Zentren, dessen bereits bekannt gegebene „Eckpunkte“ Schlimmes befürchten lassen, haben wir die Vorstellung der Bevölkerung zu diesem Thema erheben lassen.

Was die Bevölkerung ganz besonders will

Fazit: Für 98 Prozent der Österreicher ist es wichtig, ihren praktischen Arzt selbst auswählen zu können. Auch die Nähe zum Wohnort spielt eine wichtige Rolle. Der Aussage „Mir ist die Nähe der Praxis meines Hausarztes zu meinem Wohnort wichtig“ stimmen 66 Prozent der Befragten sehr und zusätzliche 27 Prozent eher zu. 90 Prozent sind der Meinung, dass es gut ist, dass der Hausarzt den Patienten und dessen Familie schon länger kennt. Das sind einige der Ergebnisse der von Peter Hajek Public Opinion Strategies durchgeführten Umfrage.

Was genau ein Primärversorgungs- beziehungsweise Primary Health Care (PHC)-Zentrum ist, wissen nur die wenigsten: Auf die diesbezügliche Frage antworteten lediglich 17 Prozent mit ja. Von diesen 17 Prozent verstehen darunter die meisten ein Ärztezentren oder eine Gemeinschaftspraxis, wo Ärztinnen und Ärzten verschiedener Fachrichtungen zusammenarbeiten, beziehungsweise ein Erstversorgungszentren oder eine erste Anlaufstelle für Notfälle ähnlich den Ambulanzen.

Was die Bevölkerung überhaupt nicht will

Zwei Bestandteile, die im neuen PHC-Gesetz enthalten sein sollen, stoßen bei den Befragten auf deutliche Ablehnung: 65 Prozent der Befragten können sich nicht vorstellen, dass zum Beispiel eine ausgebildete Krankenschwester entscheidet, ob eine Untersuchung durch den Arzt erfolgt oder gleich ein Rezept ausgestellt werden soll. Eine noch größere Ablehnung gibt es gegenüber der Idee, dass Arztordinationen beziehungsweise PHC-Zentren auch von Unternehmen, die ursprünglich nicht aus dem medizinischen Bereich kommen, geführt werden sollen: 86 Prozent halten dies für eher oder überhaupt nicht sinnvoll.

Bestätigung, gegen das geplante Gesetz anzukämpfen

Die Ergebnisse dieser Umfrage sind ein eindeutiges Zeichen dafür, nicht nur im Interesse der Ärztinnen und Ärzte, sondern auch im Interesse der Patientinnen und Patienten gegen das geplante neue PHC-Gesetz anzukämpfen. Die Umfrageergebnisse zeigen sehr nachdrücklich, dass die freie Arztwahl und eine persönliche Beziehung zum praktischen Arzt von oberster Wichtigkeit sind. Das aber kann nur beim klassischen Hausarzt oder in PHC-Zentren nach dem Konzept „Das Team rund um den Hausarzt“ ermöglicht werden. Auch die Wohnortnähe ist nur dann gegeben, wenn es zusätzlich zu einigen PHC-Zentren weiterhin viele einzelne Hausarztordinationen gibt.

Änderungsbedarf bei Öffnungszeiten

Die Umfrage-Ergebnisse zum Thema Öffnungszeiten zeigen, dass es einen Veränderungsbedarf gibt. Um dem Wunsch der Hälfte der Befragten nach längeren Öffnungszeiten nachzukommen, werden wir uns in der Ärztekammer dafür einsetzen, weitere Projekte wie das PHC Medizin Mariahilf umzusetzen.

Darüber hinaus gibt es in Wien bereits zehn weitere bestehende allgemeinmedizinische Gruppenpraxen. Ich kann mir vorstellen, auch in diesen Gruppenpraxen Prinzipien des bewährten PHC-Konzepts zu übernehmen. Ganz entscheidend für diese Projekte ist aber, dass Sie im Rahmen des Gesamtvertrags zwischen Ärztekammer und Gebietskrankenkasse vereinbart werden.

Primärversorgung nur im Rahmen des Gesamtvertrages

Damit künftig ein System, das aus Hausärzten in Einzelordinationen und Kolleginnen und Kollegen in PHC-Modellen gemeinsam besteht, auch funktionieren kann, muss alles unter einem Dach – und zwar dem Dach ‚Gesamtvertrag‘ – zusammengefasst sein. Um Versorgungssicherheit zu schaffen, braucht es einen gemeinsamen Stellenplan und eine gemeinsame Basis für Honorarverhandlungen. Im neu angedachten PHC-Gesetz ist das leider nicht der Fall. Daher wird es von uns auch vehement abgelehnt und im Falle einer Umsetzung mit drastischen Maßnahmen bekämpft werden.