Kein Spital neben der Wahlarzt-Tätigkeit?

Man glaubte ja schon davon ausgehen zu dürfen, dass nach dem seltsamen Vorstoß des SPÖ-Gesundheitssprechers in Richtung Abschaffung des Wahlarztsystems und seinem Rückpfiff durch nahezu die gesamte politische „Hautevolee“ dieses Thema vom Tisch sei. Doch nein: Jetzt meldet sich am Wochenende der Hauptverband der Sozialversicherungsträger mit dem Ansinnen zu Wort, per Gutachten prüfen zu lassen, ob man wahlärztliche Aktivitäten von Spitalsärzten nach Dienstschluss nicht limitieren oder ganz verbieten könnte.

Vielleicht wollen die Sozialversicherungsfunktionäre ja nur den unbotmäßigen Spitalsärzten die Rute ins Fenster hängen? Vielleicht ist es nur ein klassenkämpferischer Reflex gegen jene, die sich kürzere Wartezeiten erkaufen, weil wir zu wenige Kassenärzte haben? Vielleicht stehen sonstige gesundheitspolitische Motive dahinter, von denen unsereins nichts ahnt: In jedem Fall ist es beispiellos und geradezu fahrlässig, mit dem Wahlarztbereich ausgerechnet den einzigen Versorgungsbereich einschränken zu wollen, er derzeit reibungslos funktioniert: Im Gegensatz zu den oft völlig überforderten Spitälern und dem durch „Deckel“ und „Degressionen“ behinderten niedergelassenen kassenärztlichen Bereich, der außerdem mit massiven Nachwuchsproblemen kämpft.

Anstatt zu überlegen, wie man den kassenärztlichen Bereich wieder attraktivieren könnte, schmiedet man frischfröhlich Ideen, einen funktionierenden Bereich einfach zu verbieten. Mit dieser suizidalen Bankrotterklärung der Österreichischen Sozialversicherung stehen wir wohl mehr denn je in der wohl spürbarsten Krise unserer Gesundheitsversorgung seit Jahrzehnten. Ohne Österreichs Wahlärztinnen und Wahlärzte wäre vieles nicht möglich. Sie abzuschaffen oder zu beschneiden, wäre schlicht verantwortungslos.

Die Abschaffung oder Einschränkung von Wahlärzten wäre aber nicht nur im Hinblick auf die niedergelassene Versorgung ein gesundheitspolitischer Schildbürgerstreich. Sollten Spitalsärzte nach Dienstschluss nicht mehr als Wahlärzte tätig sein dürfen, würden sich viele von ihnen gegen die Anstellung entscheiden und lieber ausschließlich als Wahlarzt tätig sein. Das würde wertvolle personelle Ressourcen aus den Spitälern abziehen, die dieser Ressourcen aber dringend bedürfen.

Also bitte nicht schon wieder eine Reform um der Reform willen, die alles nur noch schlechter macht. Sondern sinnvolle Ideen, ohne Parteiideologie, zum Wohle der österreichischen Patientinnen und Patienten.