Wir begrüßen Allgemeinmediziner Mückstein als neuen Gesundheitsminister

Die Österreichische Ärztekammer begrüßt die Entscheidung, mit dem Allgemeinmediziner Wolfgang Mückstein ärztliche Kompetenz in das Gesundheitsministerium zu holen: Als Leiter eines Primärversorgungszentrums, als Arzt mit Kassenvertrag und durch sein Engagement in der Wiener Ärztekammer kennt er das Gesundheitssystem und weiß, wo der Schuh drückt.

Für den Nachfolger von Rudolf Anschober gibt viel zu tun: Gerade die Pandemie hat nachdrücklich gezeigt, wie wichtig ein gut ausgestattetes Gesundheitssystem ist, das gilt sowohl für den niedergelassenen Bereich als auch für Spitäler. Im niedergelassenen Bereich bedarf es endlich deutlicher Investitionen: Gerade im Kassenbereich herrscht Stagnation, schon jetzt werden die von uns vorhergesagten Lücken immer größer, dazu steht eine erhebliche Pensionierungswelle bevor.  Rasches Handeln ist beispielsweise zur Attraktivierung der Kassen-Allgemeinmedizin gefordert. Dieses Problem muss endlich an der Wurzel gepackt und gelöst werden.

Dem Credo mancher Gesundheitsökonomen, dass unser Spitalswesen überausgestattet und ineffizient sei, ist im Lichte der Erfahrungen der vergangenen zwölf Monate einmal mehr eine klare Absage zu erteilen. Gerade durch die vergleichsweise gute Ausstattung mit Intensivbetten konnten Zustände wie zum Beispiel in Italien bisher abgewendet werden.

Es muss auch dringend dem Trend entgegengewirkt werden, dass Spitalsärzte die Versorgungslücken im hausärztlichen Bereich füllen müssen. Es besteht dringender Handlungsbedarf, die Spitäler zu entlasten. Schließlich sind Krankenhäuser auch ein Ort der Ausbildung, und auch das erfordert nun einmal Ressourcen. Auch das Lehrpraxis-System muss ausgebaut werden. Nur mit ausreichendem, gut ausgebildetem Nachwuchs kann man langfristig die Gesundheitsversorgung auf hohem Niveau in Österreich garantieren.

Für die Zukunft ist wieder eine starke Einbeziehung der Ärztinnen und Ärzte zu fordern. Gerade in dieser Pandemiesituation kann man nicht auf unsere Expertise und unseren Einsatz verzichten, sondern muss uns mit ins Boot holen.

Rudolf Anschober gebührt für seine Entscheidung zum Rücktritt Respekt und wir wünschen ihm für seine Zukunft alles Gute. Nach einem so herausfordernden Jahr die Größe zu zeigen und seine Grenzen einzugestehen, verdient Anerkennung.