Was wir aus der Corona-Krise lernen sollten: 5 Punkte Plan für die Gesundheitsversorgung

Wir haben heute in der „Gesellschaft der Ärzte“ zu einem Pressegespräch eingeladen, um nach etwas mehr als einem Jahr Corona-Krise eine Zwischenbilanz zu ziehen. Was hat sich in unserem Gesundheitssystem in den vergangenen 14 Monaten gut bewährt und gehört in Zukunft weiter ausgebaut? In welchen Punkten hat die Pandemie unser Gesundheitssystem völlig unvorbereitet getroffen? Und in welchen Bereichen sind konkrete Verbesserungen erforderlich? In Krisen zeigen sich Stärken und Schwächen eines Versorgungssystems besonders deutlich, und daraus keine sinnvollen Konsequenzen zu ziehen, wäre fahrlässig den Patienten und der Bevölkerung gegenüber. Auf den Punkt gebracht: Unsere Gesundheitsversorgung muss fit für die Zukunft werden.

Machen wir uns keine Illusionen: Die Corona-Krise ist noch nicht ausgestanden, die Auswirkungen der ständig neuen Mutationen sind nicht absehbar. Und die nächste Pandemie kommt in unserer globalisierten Welt früher oder später ganz sicher. Vielleicht ist sie nur einen Interkontinental-Flug von Österreich entfernt.

Das Thema „aus der Krise lernen“ hat natürlich viele Facetten, und wir konzentrierten und bei der Pressekonferenz auf jene, die uns aus medizinischer Sicht für die Gesundheitsversorgung am Wichtigsten erscheinen.

Praxis-Berichte über „Kollateralschäden“

Ein Aspekt, der für uns Ärztinnen und Ärzte besondere Bedeutung hat und von der Gesundheitspolitik auf keinen Fall auf die leichte Schulter genommen werden darf, sind die so genannten „Kollateralschäden“. Gemeint sind jene gesundheitlichen Auswirkungen, die sich aus der Nichtbeanspruchung ärztlicher Leistungen während der Lockdowns ergeben, u. a. weil Patienten aus Angst vor einer Ansteckung Arzt- und Krankenhausbesuche möglichst meiden. Wir stehen hier vor einem ernsten Gesundheitsproblem. Es muss unbedingt wirksam gegengesteuert werden, um die so genannten Kollateralschäden möglichst einzudämmen.

Wir haben zu dieser Pressekonferenz die Kardiologin Prof. Dr. Bonni Syeda, den Radiologen Univ. Doz. Dr. Franz Frühwald und den Chirurgen Dr. Friedrich Anton Weiser eingeladen: drei Ärztinnen und Ärzte mit einem Vorsorgemedizin-Schwerpunkt in ihren Praxen, die einen Überblick über einige Auswirkungen der Corona-Krise in ihrem jeweiligen medizinischen Fach gegeben haben.

Es zeigt sich dabei u.a. sehr deutlich, dass wir die Vorsorgemedizin auf eine noch breitere und strukturiertere Grundlage stellen müssen, als dies bisher der Fall ist. Die Potenziale der Früherkennungsprogramme müssen möglichst vielen Menschen zu Gute kommen.

5 Punkte Plan für die Gesundheitsversorgung

Unser 5 Punkte Plan für die Gesundheitsversorgung auf der Grundlage der Erfahrungen in der Corona-Krise:

  • Ein neuer Gesundheitspass für alle Bereiche der Vorsorge- und Früherkennungsmedizin mit Erinnerungssystematik. Möglichst viele Menschen sollen vom Nutzen solcher Programme profitieren.
  • Eine Sicherheitsreserve in den wichtigsten Bereichen der Gesundheitsversorgung. Ein enger geknüpftes Sicherheitsnetz bedeutet u. a. mehr Intensivbetten, mehr Ärzte, mehr Pflegepersonen, ausreichend Ausstattung mit Sicherheitsmaterial, etc.
  • Ausbau der Digitalisierung als sinnvolle Unterstützung für Arzt und Patient. Bewährte Beispiele sind elektronisch übermittelte Rezepte, Krankschreibung per Telefon oder E-Mail, Online-Konsultationen von Ärzten, elektronischer Impfpass, etc.
  • Eine Trendumkehr bei den Gesundheitsbudgets: Investitionen statt Dämpfungspfade. Gesundheit sollte als Wachstumssegment aufgefasst werden, und öffentliche Gesundheitsausgaben als sinnvolle Investitionen zum Nutzen der Bevölkerung.
  • Dringend nötig ist ein moderner Leistungskatalog: Eine zeitgemäße Aufstellung aller Leistungen, die in Arztpraxen tatsächlich geleistet werden können und auch sollten. Er ist eine Basis für die Verhandlungen mit der ÖGK über einen neuen Honorarkatalog.