Kostenersatz für niedergelassene Ärzte: Schluss mit dem Zuständigkeits-Pingpong

Wir Ärztinnen und Ärzte waren während der Coronakrise für die Patienten in vorderster Front da, haben in unseren Arztpraxen eine kostspielige Infrastruktur aufrechterhalten, hatten jedoch wegen der Anordnung der Regierung, Arztpraxen nur in Notfällen aufzusuchen, wenig Patienten und entsprechende Umsatzeinbrüche. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass die Sozialversicherungen in einem solidarischen Gesundheitssystem für unsere Verluste aufkommen. Das muss unbedingt bei den angekündigten Verhandlungen der Kassen mit der Bundesregierung berücksichtigt werden, bei denen es laut Peter Lehner, dem Vizevorsitzenden des Dachverbandes der Sozialversicherungsträger, über „coronabedingte Kosten“ gehen soll.

Kurz vorher hatte Lehner festgestellt, dass die Sozialversicherungen den Vertragsärzten dieses Jahr weniger Honorare ausbezahlen würde und diese sich den Differenzbetrag von der Bundesregierung holen sollten. Mit dem Zuständigkeits-Pingpong, mit dem wir seit Monaten von der ÖGK zur Regierung und wieder retour geschickt werden, muss endlich Schluss sein. Wenn die Kassen nicht genügend Geld haben, müssen sie sich mit dem für uns zuständigen Gesundheitsminister über einen Kostenersatz für niedergelassene Ärzte entsprechend einigen.

Schließlich haben die meisten kassenärztlichen Praxen und zahllose Wahlarztpraxen während der Spitzenperiode der SARS-CoV-2 bzw. COVID-19 Krise geöffnet, um für Notfälle zur Verfügung zu stehen. Routinebesuche sollten auf ausdrücklichen Wunsch der Regierung auf ein Minimum beschränkt werden, um das Infektionsrisiko möglichst niedrig zu halten. Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte berichten von Patientenrückgängen um bis zu 90 Prozent.

Nachdem die zentrale Bedeutung des niedergelassenen ärztlichen Bereichs in der Corona-Krise einmal mehr überdeutlich geworden ist, müsste es ein vorrangiges Ziel der Regierung und der Sozialversicherungen sein, diese Versorgung für künftige pandemische Entwicklungen abzusichern. Viele Arztpraxen würden weitere finanzielle Einbrüche wirtschaftlich nicht überleben.