Die österreichischen Kassenärztinnen und Kassenärzte leisten ausgezeichnete Arbeit. Mit ihrem großen persönlichen Einsatz halten sie die wohnortnahe Versorgung aufrecht, obwohl die Lücken im Kassensystem immer größer und deutlicher spürbar werden. Ein Indiz sind die aktuellen stagnierenden Kassenarztzahlen. Gerade im Bereich der Kassen-Kinderärzte ist die Lage durch offene Stellen mittlerweile prekär und wird sich durch die bevorstehende Pensionierungswelle noch verschärfen, wenn nicht endlich gegengesteuert werde. „Es bedarf hier dringender Handlungen der Politik, um den ausgehungerten Kassenarztbereich nicht noch weiter zu demontieren.
Ansatzpunkte gibt es viele: Es braucht mehr Ausbildungsstellen sowie die Honorierung der fachärztlichen Lehrpraxis, um mehr Nachwuchs für den niedergelassenen Kassenbereich zu gewinnen. Zudem sollte man die administrativen Hürden beseitigen, mit denen die Kassenärztinnen und Kassenärzte konfrontiert werden. Jede Minute, die etwa sinnlos in Warteschleifen bei der Medikamentenbewilligung verbracht wird, ist eine Minute, die in der qualitativen Arbeit mit den Patientinnen und Patienten fehlt.
Gerade im kinderärztlichen Bereich ist Zuwendungsmedizin aber entscheidend. Besonders Beratungen zu Ernährung oder Verhalten brauchen Zeit, die das derzeitige Kassensystem aber nicht honoriert und damit wegspart. Ich plädiere einmal mehr für eine Aufhebung der Limitierungen. Hier zu investieren, wäre sinnvoll angelegtes Geld – denn je früher interveniert werden kann, desto mehr Geld für Folgeschäden spart sich das Gesundheitssystem.
Der Ärztemangel ist eine weitere massive Baustelle im Gesundheitswesen, auf der der neue Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein nun anpacken muss. Als Kassen-Allgemeinmediziner kennt er die Probleme dieses Bereichs ganz genau. Wir hoffen, dass er hier das Steuer herumreißen kann.